Symbolbild Zahl des Monate: Krebserkrankungen sind Schätzungen zufolge mit 53 Prozent die häufigste Ursache von arbeitsbedingten Todesfällen in der EU
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Zahl des Monats März 2022 - Krebserkrankungen

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Krebserkrankungen sind Schätzungen zufolge mit 53 Prozent die häufigste Ursache von arbeitsbedingten Todesfällen in der EU. Sie sind damit eines der größten Gesundheitsprobleme an Arbeitsplätzen: Laut der EU-Datenbank CAREX (Carcinogen Exposure Database) kommt während der Arbeit jede bzw. jeder fünfte Beschäftigte in Kontakt mit Karzinogenen.

Die gegenwärtigen Schätzungen der berufsbedingten Krebserkrankungen gehen auf eine jahrzehntelange Exposition gegenüber gefährlichen Stoffen zurück. Trotz vieler technischer Innovationen und organisatorischer Maßnahmen sind gefährliche Stoffe nach wie vor am Arbeitsplatz anzutreffen und stellen ein gesundheitliches Risiko für die Beschäftigten dar. Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC in Lyon, Frankreich) hat 211 Agenzien (Chemikalien oder Expositionsbedingungen) als bekannte oder wahrscheinliche Karzinogene für den Menschen (Gruppe 1 bzw. 2a) eingestuft. Weitere 322 Stoffe sind als möglicherweise krebserregend für den Menschen (Gruppe 2b) eingestuft (Stand März 2022).

Alte und neue Risiken

Das Verbot von kommerziell produzierten Chemikalien allein kann berufsbedingte Krebserkrankungen nicht verhindern. Die aktuellen Fallzahlen beruhen zwar teils auf Jahre zurückliegenden Expositionen, einigen Kanzerogenen sind Beschäftigte jedoch noch heute ausgesetzt. Manche Stoffe sind prozessbedingte Verunreinigungen, die erst am Arbeitsplatz entstehen. Dazu zählen zum Beispiel Siliziumdioxid (Staub) und Dieselmotorabgase. Sie lassen sich nur sehr schwer vermeiden.  

Faktoren wie Nacht- und Schichtarbeit stellen im Hinblick auf die krebserzeugende Wirkung relativ neue Risiken dar. Sie werden mit Vorschriften für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz minimiert, trotzdem müssen ihre kurz- und langfristigen Auswirkungen weiter ganzheitlich untersucht werden

Um ein umfassendes Bild der beruflichen Exposition zu erhalten, wurden in der EU das Krebsexpositionsregister (CAREX) und die Job-Exposition-Matrix (JEM) erstellt.  Außerdem wurde 2016 der Fahrplan zu Karzinogenen (Roadmap on Carcinogens) initiiert, ein europäisches Aktionsprogramm zur Bekämpfung arbeitsbedingter Krebserkrankungen. Das freiwillige Maßnahmenprogramm umfasst die Sensibilisierung für die Gefährdung durch Karzinogene am Arbeitsplatz und die Entwicklung des Austauschs von guten praktischen Lösungen. Im Jahr 2017 verpflichtete sich die Europäische Kommission, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer vor arbeitsbedingten Krebserkrankungen durch eine Initiative zu Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit zu schützen. Dies wurde zum Teil durch eine Überarbeitung der Richtlinie über Karzinogene und Mutagene (RICHTLINIE (EU) 2019/130)  zur Festlegung von Expositionsgrenzwerten für häufig verwendete krebserregende Chemikalien in europäischen Betrieben erreicht.  

Die EU-OSHA entwickelt aktuell eine Erhebung zur Exposition von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern gegenüber Krebsrisikofaktoren, um die Hauptfaktoren leichter zu ermitteln. Die Veröffentlichung erster Ergebnisse ist für 2023 geplant.