
Projekt
BalanceGuard
In der Arbeitswelt sind immer mehr Beschäftigte komplexen Belastungs- und Beanspruchungssituationen ausgesetzt, die hohe Anforderungen an gesundheitsgerechtes Arbeiten und Prävention stellen.
Die Verbundpartner im Projekt BalanceGuard haben ein webbasiertes Assistenzsystem sowie begleitende Informations- und Beratungsangebote entwickelt, optimiert und erprobt. Diese Angebote sollen Beschäftigte und Betriebe im Umgang mit Belastungs- und Beanspruchungssituationen unterstützen und die Ressourcen von Beschäftigten und Unternehmen für gesundheitsgerechte Arbeitsgestaltung stärken. Das Projekt BalanceGuard erkundete auf diese Weise das Potential neuer Technologien für das immer wichtiger werdende Zusammenwirken individueller und betrieblicher Präventionsstrategien. Im Projekt BalanceGuard arbeitete ein interdisziplinäres Team von Forschungs- und Praxispartnern zusammen.
Abschlusspublikation online und bestellbar
Am 31.10. fand das Projekt BalanceGuard offiziell seinen Abschluss. Die Ergebnisse können nun im Abschlussbericht "Arbeit gestalten mit digitalem Belastungs -und Beanspruchungsmonitoring" nachgelesen werden. Zusätzlich ist eine LIA.transfer entstanden, die eine digitale Unterstützungsmöglichkeit von BGM-Prozessen vorstellt: Digitales Belastungs- und Beanspruchungsmonitoring. Beide Publikationen können kostenlos heruntergeladen sowie unter Angabe einer postalischen Adresse bestellt werden.
Erklärfilm BalanceGuard
Im Projekt BalanceGuard arbeitet ein interdisziplinäres Team von Forschungs- und Praxispartnern zusammen. Beteiligt sind neben dem Landesinstitut für Arbeitsgestaltung Nordrhein-Westfalen als Verbundkoordinator die CGM HSM (Fröndenberg), die DAA Ostwestfalen-Lippe (Bielefeld), der Caritasverband Hannover e.V. (Hannover) und die Manpower GmbH & Co. KG (Eschborn).
Das Vorhaben wurde vom 01. Januar 2016 bis zum 31. Oktober 2019 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung “Programm „Innovationen für die Produktion, Dienstleistung und Arbeit von morgen“ (FKZ 02L14A190 - 02L14A195) gefördert und vom Projektträger Karlsruhe (PTKA) betreut.
Bei der Entwicklung und Validierung der Messkonzepte arbeitet das Landesinstitut für Arbeitsgestaltung mit dem Lehrstuhl für Arbeits- und Organisationspsychologie der Bergischen Universität Wuppertal zusammen.
Ziel des BMBF-Verbundprojekts BalanceGuard war die inhaltliche und technische Entwicklung, Optimierung und Erprobung eines Assistenzsystems. Damit werden Beanspruchungen von Beschäftigten ganzheitlich und kontinuierlich erfasst sowie betriebliche und individuelle Ressourcen für gesundes Arbeiten ausgebaut. Das Assistenzsystem ermöglicht Beschäftigten eine wiederholte Selbstaufschreibung ihrer Belastungen, Beanspruchungen und Ressourcen. Es macht Verläufe und Zusammenhänge gesundheitsrelevanter Merkmale der Arbeitssituation sichtbar, spiegelt diese den Anwenderinnen und Anwendern zurück und gibt Handlungsempfehlungen zur Arbeitsgestaltung und Erholung.
Das zunächst für ein individuelles Längsschnittmonitoring ausgelegte Assistenzsystem wird von Beginn an in ein Interventionssetting eingebettet. Das heißt, es werden Leitlinien, Beratungs- und Qualifizierungsangebote entwickelt, die den betrieblichen Einsatz regeln und begleiten, kollektive Lernprozesse anstoßen sowie die Organisations- und Personalentwicklung in den anwendenden Unternehmen unterstützen. So stärkt BalanceGuard durch die Verknüpfung betrieblicher und individueller Präventionsstrategien Arbeitsschutz und Betriebliches Gesundheitsmanagement.
Aufgrund des Wandels von Beschäftigungsstrukturen, Tätigkeitsinhalten und der Organisation von Arbeit sind viele Beschäftigte mit neuen und kumulativen Belastungs- und Beanspruchungssituationen am Arbeitsplatz konfrontiert. Diese ergeben sich insbesondere durch:
- vermehrte Erwartungen an Selbstorganisation und unternehmerisches Handeln
- die Zunahme wissensintensiver Tätigkeiten
- hohe Arbeitspensen
- die Ausweitung mobiler und zeitflexibler Arbeitsformen, auch in Stammbelegschaften der Unternehmen
- „atypische“ Beschäftigungsverhältnisse
Stärker individualisierte Arbeitssituationen als in der Vergangenheit treffen mit veränderten Work-Life-Schnittstellen zusammen. Auch im privaten Bereich sind von Beschäftigten unter neuen Rahmenbedingungen vielfältige Aufgaben zu erfüllen, beispielsweise bei der Pflege von Angehörigen oder der Betreuung von Kindern. Gerade vor dem Hintergrund verlängerter Lebensarbeitszeiten kommt einem gesundheitsgerechten und ressourcenstärkenden Umgang der Beschäftigten mit Arbeitsbelastungen deshalb eine hohe Bedeutung zu. Die Zunahme psychischer Erkrankungen ist ein Indiz dafür, dass dies nicht immer gelingt.
Viele Erwerbstätige nutzen mittlerweile privat Smart-Watches und App-Angebote in den Bereichen Gesundheit, Fitness und Lifestyle. Sie wenden diese jedoch zumeist abgekoppelt von den Institutionen des Arbeitsschutzes und des Betrieblichen Gesundheitsmanagements an, so dass kein direkter Einfluss auf die Gestaltung der Arbeit genommen wird.
Vor diesem Hintergrund wird ein gelingendes Zusammenwirken von (über-)betrieblichem und individuellem Präventionshandeln immer wichtiger. Die Stärkung der Gesundheitskompetenzen von Beschäftigten, betriebliche Arbeitsgestaltung und der Ausbau des betrieblichen Gesundheitsmanagements müssen Hand in Hand gehen. Zudem gilt es, Wissenslücken zu Wirkungszusammenhängen in Belastungs-/Beanspruchungssituationen zu schließen.
BalanceGuard leistet daher Beiträge für:
- eine mehrdimensionale und stärker personenbezogene Erfassung von Belastungen/Beanspruchungen von Beschäftigten
- Längsschnittbeobachtungen bzw. die Erfassung von Belastungsverläufen
- handlungsleitende, effektive Feedbacks an Beschäftigte und Unternehmen zur Arbeitsgestaltung, zur Belastungsreduzierung und zum Ressourcenaufbau
- die Erweiterung der wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Dynamik von Beanspruchungs-/Belastungssituationen, zu kumulativen Effekten von Belastungen und Beanspruchungen sowie zu Wirkungszusammenhängen von Ressourcen und Belastungen
Das Assistenzsystem BalanceGuard entstand in enger Arbeitsteilung der Verbundpartner. Dabei ist die Anwendersicht durch die Einbindung der Praxispartner Caritasverband Hannover e.V. und Manpower GmbH & Co. KG über die gesamte Projektlaufzeit sichergestellt. Parallel zur Ausarbeitung des Fragekataloges und der Handlungsempfehlungen für die individuellen Anwenderinnen und Anwender wurde das technische Basissystem entwickelt. Die Umsetzung eines Funktionsprototyps ermöglicht eine intensive Erprobungsphase und Adaptionen auf verschiedene Nutzeranforderungen. In enger Verknüpfung haben die Projektpartner Richtlinien, Beratungsangebote und begleitende Services für die Einführung des Assistenzsystems in Unternehmen entwickelt und erprobt. Diese stellen Mindeststandards für den Einsatz von BalanceGuard im betrieblichen Umfeld sicher und sorgen dafür, dass die Anwendung über die Organisations- und Personalentwicklung hinaus auch dem betrieblichen Arbeitsschutzsystem und Gesundheitsmanagement zugute kommt. Die inhaltlichen und technischen Angebote von BalanceGuard durchliefen während der Projektlaufzeit immer wieder Erprobungs- und Optimierungsschleifen. Diese maximierten die Nutzerfreundlichkeit, Stabilität und Datensicherheit des Systems, ermöglichten eine flexible Anpassung an die Wünsche der Beschäftigten (u.a. bezüglich der Eingabezyklen, erfassten Inhalte und Auswertungen) und stellten so sicher, dass sich BalanceGuard im alltäglichen Einsatz bewährt und als hilfreich angesehen wird.

Vorgehen: Auswertungsebenen BalanceGuard
© LIA.nrwDie mit dem Assistenzsystem BalanceGuard erfassten Daten können prinzipiell auf drei Ebenen ausgewertet werden: Im Vordergrund steht das Angebot eines individuellen Längsschnittmonitorings von Beanspruchungen, Ressourcen und Merkmalen der Arbeitssituation für Beschäftigte. Die Nutzerinnen und Nutzer von BalanceGuard bekommen Verläufe ausgewählter Indikatoren und einfache Zusammenhänge zurückgespiegelt, die sie in ihrer individuellen Arbeitsgestaltung, ihrem Eintreten für gesundes Arbeiten im Betrieb und ihren Präventionsstrategien unterstützen. Verknüpft werden diese Rückmeldungen mit Handlungsempfehlungen und Verweisen auf Einfluss- und Beratungsmöglichkeiten. Zweitens können, auf freiwilliger Basis und in enger Abstimmung mit den Beschäftigten sowie den betrieblichen Interessenvertretungen und anderen Akteuren, anonymisierte Teilergebnisse des Monitorings anlassbezogen für Betriebe oder betriebliche Abteilungen ausgewertet werden. Solche Auswertungen fördern Prozesse der Personal- und Organisationsentwicklung sowie den Ausbau des Arbeitsschutzes und des betrieblichen Gesundheitsmanagements. Drittens, schließlich, werden auf Grundlage der anonymisierten Erprobungsdaten Belastungs-/ Beanspruchungssituationen wissenschaftlich weiter untersucht und Wirkungszusammenhänge validiert.
2019
2018
Heptner, J., Dayß, T., Beerheide, E. (2018): Potentiale eines psychischen Belastungs- und Beanspruchungsmonitorings für die Gesundheitsprävention im Betrieb (Teil 1 von 2). In: Sicher ist sicher, 69. Jg., Heft 10/2018, S. 424-428.
Heptner, J., Dayß, T., Beerheide, E. (2018): Potentiale eines psychischen Belastungs- und Beanspruchungsmonitorings für die Gesundheitsprävention im Betrieb (Teil 2 von 2). In: Sicher ist sicher, 69. Jg., Heft 11/2018, S. 492-494.
Dayß, T., Heptner, J., Beerheide, E. (2018): Stressmonitoring im „Praxistest“ – das Projekt BalanceGuard. In: preaview – Zeitschrift für innovative Arbeitsgestaltung und Prävention, 9.Jg., Heft 1/2018, S. 16-17.
Ciesinger, K.-G., Schlüpmann, J. (2018): Wer, wie was? Einsatzmöglichkeiten für das Stressmonitoring mit BalanceGuard. In: preaview – Zeitschrift für innovative Arbeitsgestaltung und Prävention, 9.Jg., Heft 1/2018, S. 18-19.
Schlüpmann, J., Hausmann, J., Ciesinger, K.-G. (2018): Muddling – through statt Management? Die Praxis des BGM in kleinen Unternehmen. In: preaview – Zeitschrift für innovative Arbeitsgestaltung und Prävention, 9.Jg., Heft 1/2018, S. 36-37.
Heptner, J., Ciesinger, K.-G. (2018): Integrative Prävention durch individuelles Belastungsmonitoring. In: Trimpop, R., Kampe, J., Bald, M., Seliger, I., Effenberg, G. (Hrsg.): Psychologie der Arbeitssicherheit und Gesundheit. Voneinander lernen und miteinander die Zukunft gestalten. 20. Workshop. Kröning: Asanger, S. 675-678.
2017
Geighardt-Knollmann, C. (2017): BalanceGuard - Digitales Beanspruchungsmonitoring für gesunde Arbeit, https://hda-online.net/index.php/arbeitswelt-gestalten/78-humane-arbeit-und-gesundheit/235-balanceguard-digitales-beanspruchungsmonitoring-fuer-gesunde-arbeit.html [17.01.2018].
Geighardt-Knollmann, C., Heptner, J., Beerheide, E. (2017): BalanceGuard: Ganzheitliches Beanspruchungsmonitoring als Impuls für gesunde Arbeit. In: Sicher ist sicher, 68. Jg., Heft 01/2017, S. 6-8.
2016
2019
2017
Heptner, J. (2017): Grundlage von BalanceGuard: Das Wirkungsmodell und der Fragebogen im „Baukastendesign“. Vortrag auf der BalanceGuard Meilensteintagung, Koblenz, 26.09.2017. Folie 26 - 39.
Schubert, A. und Olma, B. R. (2017): Entwicklung neuer Konzepte der betrieblichen Personalentwicklung durch die Erprobung von BalanceGuard. Vortrag auf der BalanceGuard Meilensteintagung, Koblenz, 26.09.2017. Folie 48 - 65.
Geighardt-Knollmann, C., Heptner, J. (2017): Ganzheitliches Beanspruchungsmonitoring mit BalanceGuard - Ein Beitrag zur Verknüpfung von Verhaltens- und Verhältnisprävention. Vortrag auf dem GfA-Frühjahrskongress 2017, Brugg-Windisch, 15.02.2017.
2016
Beerheide, E. (2016): Das Projekt „BalanceGuard“. Vortrag auf der Leitungskonferenz der Arbeitsschutzverwaltung NRW im Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales NRW, Düsseldorf, 11.02.2016.
Beerheide, E., Brandstädter, S., Wanders, A. (2016): E-Health, Apps, Assistenzsysteme: Innovationen für die Gesundheit. Workshop auf der Auftaktveranstaltung des BMBF-Förderschwerpunktes „Arbeit 4.0: Präventiv gestalten, kompetent bewältigen!“, Heidelberg, 30.11.2016.
Goedicke, A. (2016): Ganzheitliches Beanspruchungsmonitoring – Hintergrund, Ziele und Vorgehensweise des Projekts BalanceGuard. Vortrag auf der Auftaktveranstaltung von BalanceGuard „Prävention im digitalen Zeitalter – Gesund arbeiten, gesund leben“, Düsseldorf, 21.06.2016.