Presse
© svort - Fotolia.com

20.03.2024

Studienergebnisse

So schätzen Betriebe ihre Psychosoziale Notfallversorgung ein

Wenn ein Notfall in einem Betrieb eintritt, kann dieser nicht nur Folgen für die betroffene Person haben, sondern auch für Ersthelfende und Augenzeugen. Für solche Fälle sind präventive Maßnahmen der Psychosozialen Notfallversorgung wichtig. Wie sind die Unternehmen in Deutschland dabei aufgestellt? Damit beschäftigt sich eine Studie der SRH Hochschule für Gesundheit, unterstützt durch die DGUV. Ein Artikel aus dem DGUV forum 3/2024 zählt erste Ergebnisse auf.

Ein schwerer Arbeitsunfall, eine medizinische Notlage, verbale oder körperliche Gewalttaten können Arbeitnehmende in eine plötzliche Extremsituation bringen – ein Notfall. Davon sind nicht nur die Geschädigten betroffen, sondern auch Ersthelfende sowie Augenzeuginnen und Augenzeugen. Aus einem Notfall kann eine psychische Gesundheitsgefährdung erwachsen. Die Folgen für einen Betrieb können kurzfristige Fehlzeiten bis hin zur dauerhaften Arbeitsunfähigkeit der betroffenen Person sein.

Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) empfiehlt Betrieben deswegen die Psychosoziale Notfallversorgung. Diese setzt sich zusammen aus präventiven Maßnahmen, Mitteln der Akutversorgung sowie Nachsorge in den ersten Tagen und Wochen nach einem Notfall und der Wiedereingliederung.

Um herauszufinden, wie Betriebe bei der Psychosozialen Notfallversorgung aufgestellt sind und inwiefern sie von Unfallversicherungsträgern, ehrenamtlichen PSNV-B-Teams sowie externen Anbietern unterstützt werden können, startete am 1. Januar 2022 das Forschungsprojekt „Psychosoziale Notfallversorgung in Unternehmen – Eine Bestandsaufnahme zur Umsetzung in Deutschland“. Es wird von Prof. Dr. Sabine Rehmer von der SRH Hochschule für Gesundheit geleitet und durch die Forschungsförderung der DGUV unterstützt. Obwohl das Projekt noch bis zum 31. März 2025 läuft, gibt es bereits jetzt erste Ergebnisse.

Befragung der Unternehmen: Psychosoziale Notfallversorgung noch kein Hauptthema

Während der ersten Projekthälfte von Januar 2022 bis Juni 2023 wurden 2.388 Unternehmen befragt. Obwohl viele Betriebe angaben, einzelne Maßnahmen der Psychosozialen Notfallversorgung umzusetzen, schätzten sie sie insgesamt als eher gering vorhanden ein. Am häufigsten gaben Betriebe an, dass Psychosoziale Notfallversorgung bei ihnen „nicht vorhanden“ sei. Detaillierte Ergebnisse dazu finden sich hier.

Als Schwierigkeit identifizierten die Unternehmen, dass die Psychosoziale Notfallversorgung betriebsintern meist noch kein Thema sei – es fehle an Informationen und Ressourcen, andere Themen und das laufende Tagesgeschäft würden als wichtiger eingeschätzt. In Zukunft würden sie aber Mittel ergreifen wollen. Dazu würden Qualifizierungen und Schulungen für die Angestellten, die Ausbildung betrieblicher psychologischer Erstbetreuender und die Unterstützung durch die Unfallversicherungsträger mit Beratung sowie Konzepten und Handlungshilfen zählen.

Unfallversicherungsträger sehen Verbesserungspotenzial

Die Befragung der Unfallversicherungsträger ergab, dass sie bereits eine große Bandbreite an Psychosozialen Notfallversorgungsmaßnahmen anbieten, beispielsweise eine ehrenamtliche Notfallseelsorge. Notwendig seien aber ein kontinuierlicher Informationsfluss, Schulungen, eine Sensibilisierung und ein verstärkter Austausch zwischen allen Beteiligten.