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„Let‘s talk about Psyche“

Mehr Offenheit im Umgang mit psychischen Erkrankungen am Arbeitsplatz.

Am 23. Juni ging es bei der Veranstaltung des LIA.nrw um den offenen Umgang mit psychischen Erkrankungen am Arbeitsplatz. Das Digitalgespräch setzte die Aktivitäten der bundesweiten „Offensive Psychische Gesundheit“ in Nordrhein-Westfalen fort. Als First Starter begleitete das LIA.nrw das Aktionsjahr rund um die psychische Gesundheit. Nach einführenden Worten von Herrn Dr. Seiler  und Impulsvorträgen aus psychologischer, arbeits- und gesundheitswissenschaftlicher sowie betriebsnaher Perspektive diskutierten wir mit den Expertinnen und Experten, welche Ansätze sich bisher bewährt haben und wie die Situation in den Betrieben verbessert werden kann. Mehr als 200 Interessierte waren bei der Veranstaltung dabei.

Es wurde deutlich, dass psychische Erkrankungen immer noch ein Tabuthema darstellen und viel fehlerhaftes oder gar kein Wissen in der Gesellschaft vorhanden ist. Insbesondere betroffene Mitarbeitende können als Türöffner für das Thema sensibilisieren, konstruktive Gespräche in Gang setzen und einen Beitrag dazu leisten, dass sich Kolleginnen und Kollegen mit dem Thema auseinander setzen.

Die Aufzeichnung der gesamten Veranstaltung inkl. aller Präsentationen steht auf dem YouTube-Kanal des LIA.nrw zur Verfügung.

Offenheit hilft

Im Fokus der Diskussion standen vor allem geeignete Strategien zum Abbau von Stigmatisierung und zur Veränderung der Unternehmenskultur hin zu einem offeneren Umgang mit psychischen Erkrankungen sowie das Aufzeigen von Wegen im Umgang mit Betroffenen am Arbeitsplatz. Auch über die Beteiligung des Publikums wurde deutlich, dass das Wissen um praxisnahe Tipps und Unterstützungsstrukturen erforderlich ist und stärker in die Fläche gebracht werden muss.

Reden, zuhören, unterstützen

Dies unterstreicht noch einmal den Dreh- und Angelpunkt um den Abbau von Vorurteilen im Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen voranzutreiben, nämlich die Förderung von fortwährender Aufklärung über Ursachen und Auswirkungen psychischer Erkrankungen in allen Lebensbereichen. Auf der betrieblichen Ebene sollten Kolleginnen und Kollegen der/des Betroffenen ermutigt und sensibilisiert werden, Veränderungen der Person anzusprechen und Unterstützung anzubieten. „Reden. Zuhören. Unterstützen“, bringt Anke Glaßmeyer eine mögliche Erfolgsformel für Unternehmen im Umgang mit psychischen Erkrankungen auf den Punkt.

Projekte zur weiteren Unterstützung

Die Ergebnisse werden mit den weiteren Aktivitäten des LIA im Kontext „Förderung der seelischen Gesundheit“ auf Landes- und Bundesebene (Landesinitiative Gesundheitsförderung und Prävention sowie Bundesoffensive Psychische Gesundheit) verknüpft und fließen darüber hinaus in BEMpsy ein, ein Projekt zur Förderung der Teilhabe schwerbehinderter Menschen am Arbeitsleben durch betriebliches Eingliederungsmanagement unter besonderer Berücksichtigung psychischer Störungen.

Als Expertinnen und Experten standen Anke Glaßmeyer (Psychotherapeutin und Podcasterin), Lisa Binse (LIA.nrw), Dr. Ulrich Birner (Siemens AG) und Dr. Kai Seiler (Präsident des LIA.nrw) Rede und Antwort. Ilka Groenewold führte als Moderatorin durch die Veranstaltung, unterstützt durch Wilma Großmaas (LIA.nrw) als Co-Moderatorin.

  • Anke Glaßmeyer
    „Social Media eröffnet uns Chancen, sehr niedrigschwellig über psychische Erkrankungen zu sprechen und somit eine Entstigmatisierung zu fördern.“

    Anke Glaßmeyer ist Psychologische Psychotherapeutin und setzt sich auf Instagram als „DiePsychotherapeutin“ dafür ein, dass über psychische Erkrankungen aufgeklärt wird und Vorurteile abgebaut werden. Täglich vermittelt sie dort Wissen, beantwortet Fragen und geht auf verschiedenste Themen ein. In ihrem Podcast (zusammen mit Dominique de Marné) will sie die Entstigmatisierung von psychischen Erkrankungen voranbringen.

  • Lisa Binse
    „Die Stigmatisierung psychischer Erkrankungen hat auch aus gesundheits- und arbeitswissenschaftlicher Perspektive eine hohe Relevanz, weil sie den Kontakt zur Gesundheitsversorgung erschwert.“

    Lisa Binse ist Diplom-Rehabilitationspädagogin und Master of Public Health und bearbeitet im LIA.nrw den Schwerpunkt „Prävention in der Arbeitswelt“. Sie schilderte die Situation aus arbeitswissenschaftlicher Sicht. 

  • Dr. Ulrich Birner
    „Es gibt viele und gute Gründe für Betriebe, sich explizit um die psychische Gesundheit ihrer Beschäftigen zu kümmern“.

    Dr. Ulrich Birner ist Head of Psychosocial Health and Well-Being bei der Siemens AG. Der Diplompsychologe entwickelte unter anderem einen Kampagnen-Baukasten bei Siemens zum Thema psychische Belastungen und Erkrankungen. Das gamifizierte eLearning-Tool steht auch anderen Organisationen zur Verfügung. Alternativ können Sie Kontakt mit den Beteiligten des Projekts psyGA aufnehmen.

  • Dr. Kai Seiler
    „Psychische Erkrankungen sind Teil unserer Gesellschaft und somit auch unserer Arbeitswelt. Wir alle müssen lernen, damit offen umzugehen. Nur so kann eine Stigmatisierung verhindert werden.“

    Dr. Kai Seiler ist Diplom-Psychologe mit den Schwerpunkten Arbeits- und Organisationspsychologie sowie Klinische Psychologie und seit 2015 Präsident des Landesinstituts für Arbeitsgestaltung des Landes Nordrhein-Westfalen.