2504_Body Counter
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Zahl des Monats März 2025 – Alter des Body Counters

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Das LIA beherbergt an seinem Standort in Düsseldorf einen besonderen Raum: Eine speziell eingerichtete Messkammer. Sie ist mit Stahl verkleidet, der von einem britischen Kriegsschiff stammt. In ihr befindet sich ein Ganzkörperzähler, der sogenannte Body Counter. Seit wann gibt es ihn im LIA? Wofür ist er in einer speziellen Kammer untergebracht? Und was hat das alles mit Radioaktivität zu tun?

Ein Arbeitsschutzthema im LIA sind die Strahlenschutzdienste. Die Beschäftigten arbeiten dort an unterschiedlichen Aufgaben rund um den Schutz vor ionisierender Strahlung – am Arbeitsplatz, für die allgemeine Bevölkerung und für die Umwelt. Dazu gehört unter anderem die sogenannte Inkorporationsmessstelle. Sie kann die Aufnahme von radioaktiven Stoffen im menschlichen Körper nachweisen. Aber wie kommen die Substanzen dort hinein?

Wie gelangen radioaktive Stoffe in den Körper?

Wenn sich ein Mensch in der Nähe radioaktiver Strahlung befindet, kann diese den Körper treffen. Das nennt sich äußere Exposition. Sobald sich die Person von der Strahlung entfernt, endet auch die Exposition.

Radioaktive Stoffe können aber auch in den Körper aufgenommen werden (Inkorporation). Das passiert zum Beispiel durch Einatmen, Schlucken oder Aufnahme ins Blut durch eine Wunde. Am Arbeitsplatz besteht diese Gefahr immer dann, wenn mit offenen radioaktiven Stoffen gearbeitet wird. Nach einer Inkorporation trägt der Körper die Strahlungsquelle mit sich. Er kann sich von ihr nur durch Ausscheidung und den natürlichen Zerfall befreien.

Beschäftigte, die an ihren Arbeitsplätzen dem Risiko einer Inkorporation ausgesetzt sind, müssen regelmäßig darauf untersucht werden – und die daraus resultierende Strahlendosis ermittelt werden.

Wie läuft eine Inkorporationsmessung ab?

Zunächst: Alpha-, Beta- und Gammastrahlen, also radioaktive Strahlen, haben sehr unterschiedliche Reichweiten im menschlichen Gewebe.

Alpha- und Betastrahlung kommt im Körper nicht sehr weit. Deswegen kann sie durch Messgeräte von außen nicht nachgewiesen werden. Stattdessen werden Ausscheidungsproben gemessen. Das LIA kann Urinproben auf Alpha- und Betastrahlen untersuchen.

Die Inkorporation von Gammastrahlern dagegen kann mit Messegeräten von außen nachgewiesen werden. Das passiert mit einer Ganzkörpermessanlage, auf Englisch „whole body counter“. Sie wird deswegen auch Body Counter genannt.

Im LIA ist der Body Counter seit 1963, also seit 62 Jahren, in einer speziell eingerichteten Messkammer aus strahlungsarmem Strahl untergebracht. Die Verkleidung aus Stahl stammt von einem britischen Kriegsschiff. Warum? Vor 1945 war Stahl noch nicht durch atmosphärische Kernwaffentests oder Produktionsverfahren mit Radionukliden verunreinigt.

Die betroffene Person wird in dieser Kammer ausgemessen. Dafür muss sie sich auf einer Liege befinden. Unter dieser Liege befinden sich zwei Germaniumdetektoren, die auf die Bereiche der Beine und des Rumpfes ausgerichtet sind. Falls nötig, kann von oben noch ein weiterer Detektor zur Untersuchung der Schilddrüse genutzt werden. Die vom Körper ausgesandte Strahlung kann so ermittelt werden. 2024 hat das LIA insgesamt 185 Inkorporationsmessungen gemacht.

Messungen nach dem Reaktorunfall in Fukushima

Ein Beispiel für Inkorporationsuntersuchungen sind die Messungen nach dem Reaktorunfall in Fukushima, Japan, im März 2011. Das Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales hatte damals allen Japan-Rückkehrenden angeboten, sich kostenfrei im Body Counter des LIA untersuchen zu lassen. Es untersuchte über 100 Personen. Von diesen wiesen glücklicherweise nur einzelne Personen geringe Spuren von Radionukliden auf.