
15.07.2020
Branchenbild des IFA
Polizei und Arbeitsschutz
Körperliche und seelische Gewalt, Arbeitsverdichtung, emotionale Anforderungen, fehlende Anerkennung und viele andere Faktoren beeinflussen Sicherheit und Gesundheit in der Polizeiarbeit. Ein aktuelles Branchenbild des Instituts für Arbeitsschutz (IFA) der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) betrachtet dieses Problem aus Arbeitsschutzsicht.
Laut IFA sind die Anforderungen an die Polizei in den letzten Jahren erheblich gestiegen. Die größten zusätzlichen Aufgaben sind die Bekämpfung von Cyberkriminalität und Terrorismus. Zahlen der Gewerkschaft der Polizei (GDP) belegen, dass die Polizei im Jahr 2017 in Deutschland 22 Millionen Überstunden geleistet hat. Drei Millionen Überstunden entfielen davon allein auf Nordrhein-Westfalen. Die Folgen sind hohe psychische und physische Beanspruchungen der vorhandenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, welche auch durch Arbeitsverdichtung und Verantwortungsausweitung begünstigt werden. Hinzu kommen Fachkräftemangel und der generell geringe Personalzuwachs.
Auch die technische Ausstattung sowie die Qualität und Eignung der persönlichen Schutzausrüstungen werden in dem Branchenbild bemängelt. Beispielsweise funktionieren die Funkgeräte der Polizei nicht zuverlässig, was im Ernstfall eine große Gefahr darstellen kann. Seit 2015 - infolge von Terroranschlägen im europäischen Ausland - verbesserte sich allerdings die Ausstattung mit persönlicher Schutzausrüstung (PSA) sowie mit Fahrzeugen und Waffen.
Bemängelt wird außerdem, dass Trainings aufgrund von mangelnder finanzieller Ressourcen zu selten durchgeführt werden und somit bestimmte Verhaltensweisen und Techniken nicht geübt werden können. Dadurch entstehen, neben der sowieso schon hohen Gewaltbereitschaft gegenüber der Polizei, zusätzliche Risiken für die Beschäftigten.