
Arbeitsschutz und Gesundheit
Homeoffice und Telearbeit gesund und produktiv gestalten
Aus Beschäftigtensicht sind die Gründe für das Arbeiten von zu Hause vielfältig. Dank technischer Möglichkeiten ist sie für immer mehr Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer möglich. Seit Beginn der Corona-Pandemie stieg die Zahl der Beschäftigten, die im Homeoffice oder in Telearbeit arbeiten. Trotz Chancen warten im Homeoffice auf viele Menschen auch ungewohnte Herausforderungen.
Sehen Sie sich deshalb unsere Tipps für Führungskräfte, die auf Distanz führen und unsere Tipps für Beschäftigte, die in den eigenen vier Wänden arbeiten an.
Die im Auftrag des LIA durchgeführte Beschäftigtenbefragung NRW zeigt, dass zwischen April und Juni 2021 knapp vier von zehn Beschäftigten (39 %) Homeoffice oder Telearbeit genutzt haben.

Veränderung von Teleheimarbeit/Homeoffice von 2018/2019 zu 2021.
© LIA.nrwInsbesondere viele große Unternehmen wollen das Arbeiten von zu Hause zukünftig in größerem Umfang als vor der Corona-Krise ermöglichen (BAuA, 2020). Beschäftigte sind jenseits pandemiespezifischer Regeln auf den Kooperationswillen der Arbeitgebenden angewiesen, denn ein Gesetz für Recht auf Arbeit im Homeoffice gibt es in Deutschland nicht.
FREIWILLIGE ENTSCHEIDUNG?
Homeoffice ist derzeit für viele Beschäftigte keine freiwillige Entscheidung, sondern
- aus Infektionsschutzgründen angeordnet,
- aus individuellen Gesundheitsgründen geboten oder
- notwendig, um die Kinderbetreuung abzusichern und mit Schulschließungen umzugehen.
Es arbeiten daher auch Beschäftigte im Homeoffice,
- die diese Arbeitsweise nicht wünschen,
- die nur eingeschränkt verfügbar sind oder
- deren Arbeitsaufgaben und -prozesse dafür möglicherweise weniger geeignet sind.
KINDERBETREUUNG IM HOMEOFFICE
Kinderbetreuung und effektive Berufstätigkeit sind eine ganz besondere Herausforderung. Kinder fordern Präsenz und können in der Regel nicht „nebenher“ betreut, unterrichtet und versorgt werden. Ausgeweitete Arbeitszeiten scheinen vorprogrammiert. Kommunikation ist hier das A und O. Informieren Sie Vorgesetzten, Kolleginnen und Kollegen sowie Kundinnen und Kunden, das kann Stress reduzieren.
HOMEOFFICE IN VOLLZEIT?
Der Arbeitsschutz empfiehlt einen Mix aus Arbeit von zu Hause und vor Ort. Derzeit arbeiten viele Menschen jedoch dauerhaft im Homeoffice. Deshalb ist es besonders wichtig,
- auf gesunde Arbeitsbedingungen zu achten und
- für ausgleichende körperliche Bewegung und Erholung zu sorgen.
Auch während der Corona-Pandemie gelten im Homeoffice die gesetzlichen Vorgaben des Arbeitsschutzes, insbesondere das Arbeitszeitgesetz, das Arbeitsschutzgesetz und die Betriebssicherheitsverordnung. Die zuständigen Personen im Betrieb müssen die Gefährdungsbeurteilung durchführen oder aktualisieren. Ebenso kann man im Homeoffice nicht auf Unterweisungen verzichten. Unterstützen können hierbei Fachkräfte für Arbeitssicherheit und andere Akteure des betrieblichen Gesundheitsmanagements.
GESUND BLEIBEN
Die Pandemie hinterlässt bei vielen Menschen Spuren und stellt angesichts besonderer Belastungssituationen neue Herausforderungen an eine gesunde Gestaltung des Arbeitsalltags. Tipps und Anregungen, wie Sie psychisch, sozial und körperlich gesund bleiben sowie Kontaktdaten zu Hilfsangeboten gibt der LIA.tipp "Pandemie – Psyche stärken in schwierigen Zeiten". Weitere Informationen zum Thema Seelische Gesundheit finden Sie auch auf der Webseite der Landesinitiative Gesundheitsförderung und Prävention.
Homeoffice bietet Vorteile, zum Beispiel eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Arbeiten von zu Hause ist aber nicht nur für Eltern oder Berufstätige, die Angehörige pflegen, interessant. Einsparung von Pendelzeiten oder ungestörtes und konzentriertes Arbeiten machen es attraktiv.
Aber die Arbeitsweise zu Hause kann herausfordernder sein als im Büro: Weniger direkter Kontakt zu Kolleginnen und Kollegen, andere räumliche Bedingungen, Arbeitsabläufe, privaten Ablenkungen und eine Entgrenzung von Arbeit und Privatem können einen produktiven und gesunden Arbeitsalltag erschweren.
Homeoffice ist eine Form der mobilen Arbeit, die in der SARS-CoV-2-Arbeitsschutzregel genauer definiert ist. Mehr dazu im Akkordeon "Homeoffice und Coronavirus".
Telearbeitsplätze sind gemäß § 2 Abs. 7 Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV)
„vom Arbeitgeber fest eingerichtete Bildschirmarbeitsplätze im Privatbereich der Beschäftigten, für die der Arbeitgeber eine mit den Beschäftigten vereinbarte wöchentliche Arbeitszeit und die Dauer der Einrichtung festgelegt hat.“ Ferner gilt demnach ein Telearbeitsplatz erst dann als vom Arbeitgeber eingerichtet, „wenn Arbeitgeber und Beschäftigte die Bedingungen der Telearbeit arbeitsvertraglich oder im Rahmen einer Vereinbarung festgelegt haben und die benötigte Ausstattung des Telearbeitsplatzes mit Mobiliar, Arbeitsmitteln einschließlich der Kommunikationseinrichtungen durch den Arbeitgeber oder eine von ihm beauftragte Person im Privatbereich des Beschäftigten bereitgestellt und installiert ist.“
Trotz rechtlicher Unterschiede zwischen Homeoffice und Telearbeit gilt in beiden Fällen u.a. das Arbeitszeitgesetz, das Arbeitsschutzgesetz und die Betriebssicherheitsverordnung.
KomNet Frage-Antwort-Dialoge zum Thema Homeoffice
- Muss der Arbeitgeber die Telearbeitsplätze seiner Mitarbeiter auf seine Kosten mit entsprechendem Mobiliar ausstatten?
- Wie muss ein Arbeitgeber ein Homeoffice ausstatten, wenn er entscheidet, die Büroarbeitsplätze alternierend zu belegen, so dass immer eine Person im Büro und eine von zu Hause aus arbeitet?
- Muss der Arbeitgeber einem Mitarbeiter im Homeoffice (Bildschirmarbeitsplatz) alle Arbeitsmittel zur Verfügung zu stellen?
- baua praxis: Flexible Arbeitszeitmodelle. Überblick und Umsetzung
- DGUV Check-Up Homeoffice – Checkliste für ergonomisches Arbeiten im Homeoffice
- Tipps für Beschäftigte, die in den eigenen vier Wänden arbeiten
- Tipps für Führungskräfte, die auf Distanz führen
- LIA.nrw: praxis 1: Richtig erholen – zufriedener arbeiten – gesünder leben. Erholung und Arbeit im Gleichgewicht. Ein Leitfaden für Beschäftigte
- LIA.nrw: praxis 6: Arbeitszeit gesund gestalten. Wie Ihr Betrieb Arbeitszeit erfolgreich in der Gefährdungsbeurteilung berücksichtigen kann.
- VBG: Telearbeit. Gesundheit, Gestaltung, Recht.
- VBG: Zuhause arbeiten (Leichte Sprache)
- Krauss-Hoffmann, P.: Produktiv und gesund im Homeoffice arbeiten. Vortrag: Mettmann, 24.02.2022
- Christina Wessels, Frauke Füsers und Peter Krauss-Hoffmann - Arbeitsschutz 4.0 Arbeitsschutz in Zeiten von Homeoffice wirksam gestalten
- TBS NRW: Home-Office – jetzt dauerhafte Regelungen vereinbaren
- Kompetenznetz Public Health COVID-19: Gesundheitsfördernde Führung von Teams im Homeoffice
- baua Bericht: Orts- und zeitflexibles Arbeiten: Gesundheitliche Chancen und Risiken
- baua Bericht kompakt: Arbeit von zuhause in der Corona-Krise: Wie geht es weiter?
- Bundesministerium für Arbeit und Soziales: Arbeitsstättenverordnung
- BAuA: SARS-CoV-2-Arbeitsschutzregel
- Empfehlungen des Ausschusses für Arbeitsstätten (ASTA) zur Abgrenzung von mobiler Arbeit und Telearbeitsplätzen
- FBVW-402 „Arbeiten im Homeoffice - nicht nur in der Zeit der SARS-CoV-2-Epidemie“
- FBORG-004 „Unterweisung im Homeoffice“
- Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestages: Telearbeit und Mobiles Arbeiten. Voraussetzungen, Merkmale und rechtliche Rahmenbedingungen